Hiddensee – (M)ein Sehnsuchtsort

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Im September, wenn die Gänse auf Hiddensee Station machen, wenn die Hagebutten, die Vogelbeeren und der Weißdorn rot,  die Schlehen blau leuchten und der frühe Herbst das Eiland mit Farbtupfen nur so überschüttet, dann bin ich wirklich gerne auf der Insel. Eigentlich bin ich  immer gerne auf der Insel. Jede Jahreszeit hat ihre besonderen Reize. Aber der Herbst auf Hiddensee ist auf eine eigene Weise bunt. Ich bin im Herbst geboren und vermutlich habe ich darum eine tiefe Beziehung zu dieser Jahreszeit. Der Herbst ist geprägt von Fülle, aber auch von einer gewissen Wehmut, von Abschied. Die Tage werden merklich kürzer. Die Natur hat den ganzen Sommer an den Früchten gearbeitet und nun schüttet sie ihr Füllhorn aus, schenkt alles her. Es ist die Zeit für Mensch und Tier, Vorräte anzulegen. Doch wenn die Tage noch warm sind, will man  nicht wahrhaben, dass bald die karge Zeit kommt. Noch können wir die Farben genießen und tun es auch. Es ist ein besonderes Licht in dieser Zeit und auf Hiddensee ist es noch einmal spezieller. Die Malweiber haben nicht umsonst diesen Ort als Wirkungsstätte gewählt. Ich weiß, Sonnenuntergänge sind immer irgendwie schön bis kitschig. Je nachdem wie man auf sowas steht. Aber gerade um diese Jahreszeit ist das Farbenspiel des Sonnenuntergangs unbeschreiblich. Ein brennendes Rot, ein warmes Violett, ein schmeichelndes Rotorange, das dann vielleicht noch durch bizarre Wolkenformationen gebrochen, auf eine spiegelglatte Ostsee fällt. Dem kann man sich nicht entziehen. Und warum sollte man das hier auch wollen? Wer einmal hier war, der kommt entweder immer oder nie wieder, sagt man. 

Mein Mann gehört eigentlich zu letzteren, aber er kommt mit. Mir zuliebe. Er kann mit der Insel nicht soo viel anfangen. Reizarmut, meint er, und die leicht verzückten Mienen der über die Heide schwebenden, leicht in die Jahre gekommenen Frauen bereiten ihm einen leichten Grusel, spottet er. Aber er kommt trotzdem gerne mit, weil er hier die Ruhe findet, mal so richtig auszuschlafen. 

Ich hingegen bin inselverrückt, seit ich zum ersten Mal dat söte Länneken betreten habe. 2008 war das, und wenn ich nicht mindestens einmal im Jahr Inselluft schnuppern kann, bin ich unglücklich. 

Kennengelernt haben wir die Insel durch eine ehemalige Studienkollegin meines Mannes. Marion Magas ist auf Hiddensee aufgewachsen und nach dem Studium wieder zurückgekehrt. Sie lebt dort, schreibt Bücher, hält Vorträge, macht Inselführungen zu den verschiedensten Themen. Z.B. Asta Nielsen, Malweiber, Architektur- und Fotografiegeschichte der Insel…….Also praktisch ein „normales“ Leben einer Hiddenseer Künstlerin. Schaut doch gerne mal auch auf ihrer Seite www.hiddenseekultur.de vorbei. Dort findet Ihr auch ihre Bücher und die Termine ihrer Lesungen. 

Bei einer ihrer Lesungen erklärt sie , warum sie Bücher über Hiddensee zu schreiben begann. Ein Bekannter (und das war nicht mein Mann 😉) hat mal über Hiddensee gesagt, es wäre nur „ein emotional überfrachtetes Stück Schwemmland“.  Das konnte sie einfach nicht so stehen lassen. 

Ich möchte Euch hier einladen, die schöne Seite Hiddensees kennenzulernen. Die Seite, die über so viele Jahrzehnte den Charme dieser Insel ausmacht. Entschleunigung ist ein Wort, das man sicher noch nicht so lange auf Hiddensee kennt, aber schon immer irgendwie lebt. Die Uhren gehen anders auf diesem Eiland. Der Sommer ist geschäftig und für die Einheimischen anstrengend. In der Saison muss das Geld verdient werden. Meist in mehreren Jobs. Im Winter werden „Netze geflickt“. Da kommt die Insel zur Ruhe. Da ist die Touristendichte gering. Da muss man zusehen, dass man als von der Großstadt verwöhnter Mensch, noch rechtzeitig zum Einkaufsladen kommt. Auch die Gastronomie ist dann beschränkt. Aber als Hiddensee-Urlauber weiß man das und richtet sich ein. 

Ich komme ja nun schon lange auf die Insel und inzwischen darf ich hier auch eigene Kräuterführungen durchführen. Immer wenn ich auf Hiddensee bin, entdecke ich neue Schätze in der Natur. Die Vegetation hier ist anders und besonders. Man findet Pflanzen am Strand und auf der ganzen Insel, die typisch für den Norden, die Küsten oder vielleicht sogar besonders für Hiddensee sind. Und ich bin immer verwundert, wie sowas geht. Wie die Pflanzen sich in dieser manchmal trockenen, unwirtlichen Gegend mit genug Süßwasser und Nährstoffen versorgen. Aber die Pflanzen sind an diese Bedingungen angepasst, können auch mit dem Salzgehalt leben. Die Natur passt sich den Umgebungsbedingungen an. Das fasziniert mich immer wieder. 

Nur einer scheint sich gerade nicht selber helfen zu können. Der Sanddorn. Wenn man über die Insel streift, begegnet man überall den sterbenden oder schon gestorbenen Sanddornbüschen. Es ist zum Weinen. „Still stirbt der Sanddorn, am Strand von Hiddensee“, summt es traurig in mir in Anlehnung an einen berühmten Schlager. Und das Erschreckende ist, dass man nicht mal genau weiß, woran es liegt. Und ohne Erkenntnis über die Ursache ist es natürlich auch schwer, Rettung zu finden. Ob Plantage oder die „Wilden“, der gesamte Sanddornbestand im Norden ist betroffen. 

Drücken wir die Daumen, dass die Ursache bald gefunden wird und irgendwann das leuchtende Orange des Sanddorns in den Norden zurückkehrt.

Begleitet mich doch noch kurz auf einem kleinen Streifzug über die Insel Hiddensee!

Eure Sonja

 

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