Die Stadt könnte essbar sein.

ich bin immer wieder erstaunt, was hier alles wächst.

In einer Baumscheibe am Potsdamer Platz wächst zum Beispiel feinster Postelein, auch Winterportulak oder Tellerkraut genannt. Ich frage mich immer, wie diese tollen Pflanzen an so unwirtliche Orte kommen. Ich gebe zu, an dieser Stelle ernte ich es auch nicht. Aber ist es nicht dennoch soo spannend, mit welche Kraft die Natur da am Werke ist.

Das Tellerkraut ist übrigens SEHR vitaminreich. Es hat sehr viel Vitamin C, Kalzium und Eisen. Toller Nebeneffekt ist ja die Kombination von Vitamin C und Eisen. Wenn man Eisenpräparate verschrieben bekommt, soll man bei der Einnahme immer Orangensaft trinken, da das Vitamin C die Aufnahme von Eisen begünstigt. Tatatatataaaa…. Das weiß die Natur von allein und packt beide Stoffe gleich zusammen in eine Pflanze. Geschmacklich finde ich, liegt das Tellerkraut zwischen Wasserkastanie und Feldsalat.

Also geht einfach immer aufmerksam durch die Gegend.

Es finden sich oft ungeahnte Köstlichkeiten am Wegesrand.

Eure Sonja

Meinen Kinderbuch „Magdalia und die Gnome“ kommt in den Handel!

Ich kann Euch gar nicht sagen, wie glücklich ich bin!

Magdalia und die Gnome nimmt Euch mit auf eine Reise zwischen den Welten. Ihr bekommt Einblicke in die Welt der Fabelwesen und der Tiere des Waldes. Ihr erlebt mit der Kräuterfrau, was es heißt, wenn Lebensräume bedroht werden.

Die Waldbewohner wenden sich Hilfe suchend an Magdalia. Sie kann zwar nur begrenzt helfen, bietet aber ihr Wissen und ihre Freundschaft an.  So überwinden die Gnome ihre Scheu und es entsteht schlussendlich sogar eine Freundschaft über die Grenzen des „Anders sein“ hinweg.

Die Kräuterfrau gewährt in der Geschichte Einblicke in ihren Garten und teilt ihr Kräuterwissen mit der Gnomfamilie. Ganz nebenbei lernen so – nicht nur die Gnome – viel über Kräuter und deren Anwendung, aber auch über nachhaltigen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen. Magdalia zeigt den Gnome und somit auch Euch, wie und wann man Kräuter erntet und verarbeitet. Dabei ist es egal, ob in der Küche oder der grünen Hausapotheke. Beides überschneidet sich im Kräuterwissen gerne. So finden sich im Anhang auch einige der Rezepte, sodass man die gelernten Inhalte auch gleich selber in die Tat umsetzten kann.

Ich freue mich sehr, dass der LebensGut Verlag in München dieses Projekt mit mir zusammen umgesetzt hat.

Bestellen könnt Ihr das Buch direkt bei mir, über den Verlag oder ganz einfach im Buchladen Eures Vertrauens.

ISBN 978-3-948885-10-6 – LebensGut Verlag München – 22 Euro

Sommer, Sonne, Lavendelhydrolat

Ich kann es einfach nicht lassen.

Ich bin der alten Kunst des Wasserberennens verfallen und derzeit bin ich wohl absolut Lavendelsüchtig.

Selbst bei 30 Grad im Hochsommer, kann ich es einfach nicht lassen. Ich muss einfach destillieren, was der Garten und die Topfdestille hergeben.

Was will man denn aber auch machen, wenn das Lavendelhydrolat schon wieder zur Neige geht und zudem gerade noch frischer Lavendel zur Verfügung steht.

Mein derzeitiges Lieblingshydrolat ist tatsächlich Lavendel.

Ich verwende es als sogenanntes „Second Skin“ nach dem Duschen. Ich hatte in letzter Zeit so wahnsinnig trockene Haut. Seit ich „Second Skin“ verwende, ist meine Haut so richtig toll geworden.

Und die Anwendung ist so einfach! Ich nehme 1 Teil Hydrolat und 1 Teil Öl, zum Beispiel Oliven- oder Mandelöl. Beides fülle ich in ein Glasfläschchen und schüttele kräftig, sodass eine Lotion entsteht. Diese trage ich auf die Haut auf. Duftet toll und zieht schnell ein. Da kein Emulgator beigefügt wird, trennen sich Wasser und Öl immer wieder. Das macht aber nichts. Einfach vor gebraucht wieder kräftig schütteln.

Ich stelle immer nur kleine Mengen her, damit nichts schlecht werden kann. Am Besten das „Second Skin“ auch im Kühlschrank aufbewahren. Es sind ja auch keine Konservierungsstoffe drin.

Meine absolut neueste Entdeckung ist aber die Anwendung von Lavendelwasser bei Insektenstichen. Ich scheine, wie man so schön sagt, süßes Blut zu haben. Wenn wir abends noch im Garten sitzen oder ich früh morgens über den Rasen oder zwischen den Beeten umher schlendere, ist es nahezu ausgeschlossen, dass ich nicht gestochen werde. Gerne in Gelenknähe am Fuß oder im Gesicht und dort bestenfalls ins Augenlid. Das sieht dann immer besonders „hübsch“ aus, wenn das halbe Auge zugeschwollen ist.

Ich habe mich in letzter Zeit intensiver mit der Destillationbefasst. Und natürlich damit, was man mit den Hydrolaten dann anfängt, wenn man es hat. Dabei bin ich auch auf die Anwendung von Lavendelwasser bei Insektenstichen gekommen. Ich kann nur sagen, dass es bei mir wirklich gut funktioniert hat. Das Hydrolat kühlt wunderbar und sowohl Schwellung als auch Juckreiz waren schnell vergessen.

Wie man ein Pflanzenwasser mit Küchenutensilien selber herstellt, durfte ich im Sommerheft der HOLUNDERELFE Zeitschrift für Waldfeen, Textilkünstlerinnen und Kräuterweiber, beschreiben.

Schaut doch gerne mal dort nach.  http://www.holunderelfe.com

Wenn Ihr mögt, erkläre ich es aber gerne hier noch mal.

Es ist wirklich nicht schwer und ziemlich schnell gemacht.

Ich freue über Eure Feedback

 

Eure Sonja

Die Farben des Sommers

Dieses Jahr ist definitiv ein besonderes Jahr. Nichts ist wie sonst. Wir dürfen einander nicht nah sein und sind es vielleicht gerade deswegen umso mehr.

Ich habe das Gefühl, dass in diesem Sommer die Farben ganz besonders leuchten. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mehr Zeit habe als sonst und ich dadurch die Natur so anders wahrnehme.

Jedenfalls leuchten die Rosen in meinem Garten gerade zum zweiten Mal und der Rosmarin umrahmt sie dabei.

Rosmarin und Rose

Ich habe wieder Rosmarinsalz und auch Rosensalz hergestellt. Einfach die frischen Pflanzenteile in einem schweren Steinmörser mit grobem Salz verreiben. (1 Teil Pflanze, 1 Teil Salz)  Die Aromen, die dann frei werden… wunderbar. Wenn Ihr das so gewonnenen Salz noch über Nacht antrocknen lasst, habt Ihr schon einen ersten Wintervorrat angelegt.

Wintervorrat…. wie das klingt?

Aber es ist nun mal so, dass die Tage schon wieder kürzer werden und die Natur sich langsam auf das abnehmende Licht einstellt. Jetzt ist die Zeit der Fülle, jetzt ist Erntezeit.

Und obwohl ich mich nun schon lange mit Kräutern und deren Verwendung beschäftige, lerne ich jeden Tag Neues.

Zum Beispiel über die Nachtkerze.

Nachtkerze

Habt Ihr schon mal gesehen, wie wundervoll die Blüten in der Dunkelheit leuchten? Was den Duft angeht, gibt es hier zwei Lager. Für manche duftet die Nachtkerze ganz herrlich, für manche stinkt sie ganz fürchterlich. Aus den Samen wird ein Öl gepresst, das bei trockener Haut eingesetzt werden kann.

Außerdem bin ich letztens von einer Kräuterpädagogen-Kollegin (Danke an kraeuterwohl.at) auf die Knospen aufmerksam gemacht worden.  Ich habe die erste probiert und dachte, noch etwa scharfes oder salziges an den Fingern zu haben. Ich habe meinen Mann gebeten, mal zu kosten. Er hat es aber genauso empfunden. Wenn man die Knospe auf die Zunge legt, ist es leicht salzig-würzig. Ganz tolles Geschmackserlebnis, wie ich finde.

Natürlich pflücken wir nicht alle Knospen ab! Das versteht sich ja von selbst. Es müssen immer noch genug Blüten für Bienen und andere Bestäuber übrig bleiben.

Viel Spaß beim Naschen!

Eure Sonja

 

 

 

Sommerzeit – Erntezeit

Es ist Sommer! Und bei uns Kräuterfrauen läuft die Ernte auf Hochtouren. Eine meiner Lieblingsblumen ist die Ringelblume. Dieser Korbblütler fühlt sich in meinem Garten richtig wohl. Überall leuchtet es gerade gelb und tief-orange. Wenn zu viele Ringelblumen wachsen, dann – oh Frevel – mulche ich sogar damit. Und da immer mal schon ein paar Samen ausgefallen sind, gibt es an anderer Stelle wieder neue Ringelblümchen zu finden. Ich liebe das.

Aber ich wäre eine schlechte Kräuterfrau, wenn ich mir die Wirkkraft der Ringelblume nicht auch an verschiedenen Stellen zu Nutze machen würde.

In der Küche zum Beispiel.

Dazu stelle ich gerne Blütensalz her. Das ist ganz einfach. Im ungefähren Verhältnis 1:1 (1 Esslöffel Blütenblätter zu 1 Eßlöffel grobem Salz) in den Steinmörser geben und zu einer schönen gelb-orangen Masse vermörsern. Über Nacht trocknen lassen und dann abfüllen. Frisches Pflanzenmaterial zu verwenden hat den Vorteil, dass die Farben besser zur Geltung kommen und nicht so leicht verblassen. Zudem verbindet sich die Pflanze besser mit dem Salz. Mit trockenen Pflanzen hat man es ja sonst oft, dass in der Salzmühle das Salz durchgemahlen ist und die Pflanzen noch in der Mühle verbleiben.  Probiert es einfach mal aus. Schmeckt toll!

Eine weitere Anwendung fehlt in unserem Haushalt auch nie! Und zwar Ringelblumenbalsam.

Rauhe Hautstellen, leichte Rötungen, alles was leicht „wundgescheuert“ ist, wird bei uns damit behandelt. Mein Mann schwört auch nach der Rasur darauf und er hat eine wirklich empfindliche Haut.

Wie man das Öl selber ansetzt, zeige ich Euch gerne in diesem kleinen Video.

 

Und aus dem Öl stelle ich dann den erwähnte Balsam her. Und das ist auch ganz einfach.

Ihr benötigt:

  • 100 ml Öl
  • 10 g Bienenwachs (vegane Alternative: Beerenwachs. Aber ich muss gestehen, ich habe das noch nicht ausprobiert!)
  • 10 g Sheabutter

10 g Bienenwachs in 100 ml Öl im Wasserbad erwärmen, bis das Wachs geschmolzen ist. Bitte langsam erwärmen und das Wasser nicht sprudelnd kochen, damit kein Wasser ins Öl blubbert. Wenn das Wachs geschmolzen ist, Töpfchen aus dem Wasserbad nehmen und kurz abkühlen lassen.  Dann 10 g Sheabutter unterrühren und die Masse in saubere Tiegel abfüllen. Die Tiegel bitte erst ganz auskühlen lassen und dann erst verschließen.

Wichtig, bitte immer beschriften! Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, wenn Ihr mehrere Dinge produziert, könnt Ihr Euch in kürzester Zeit nicht mehr erinnern, was in welchem Töpfchen ist. Das wäre wirklich schade.

Viel Spaß beim Ausprobieren und Nachmachen.

Eure Sonja

 

Wild(e) Kräuterküche

Gestern waren mein Mann und ich wieder mal als Küchen-Team aktiv. Ich genieße es, wenn wir aus den Wildkräutern und dem ersten Salat aus dem Garten, gemeinsam leckere Dinge zaubern.

Wir haben grüne Pfannkuchen gezaubert und diese auf, bzw. an einem Salatbett angerichtet. Die ersten Mini-Radieschen aus dem Garten durften auch mit verspeist werden. Und heute im Büro hat ich mir die restlichen beiden Küchlein mit eigenem Rucola, Löwenzahn und Giersch schmecken lassen. Mit ein bisschen Olivenöl und einem ordentlichen „Kringel“ Crema balsamico. Nochmal lecker! Das Rezept für die Pfannkuchen findet ihr unter den Fotos.

 

Die Pfannkuchen hab ich wie folgt gemacht:

  • ca. 300 g Weizenmehl (Ihr könnt aber auch Dinkel, Buchweizen… verwenden)
  • 2 Eier
  • eine Prise Salz
  • Buttermilch (ca. 300 ml)
  • etwas Sprudelwasser

In der Buttermilch habe ich VORHER eine ordentliche Handvoll Kräuter (in dem Fall Giersch, Löwenzahn, Rucola, Vogelmiere) püriert. Dadurch bekommen die Pfannkuchen die schöne, grüne Farbe.

Alles gut vermischen und kurz quellen lassen. Wer die Pfannkuchen dünner mag, nimmt einfach etwas mehr Flüssigkeit.

Dann langsam bei mittlerer Hitze in der Pfanne ausbacken.

Schmecken lassen!

Viel Spaß beim nachmachen und selber experimentieren.

Eure Sonja

Brennnesseln – Spinat von der Wiese oder aus dem Garten

Ich war Euch ja noch das Rezept für den Brennnessel-Spinat schuldig.

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Das hole ich nun gerne nach!

Brennnesseln  mit Handschuhen ernten. Ich nehme immer so die obersten 10-15 cm. Die sind jetzt noch weich und frisch. Wenn die Stiele schon zu derb sind, einfach noch die Blätter abstreifen und nur die Spitzen und Blätter verwenden. Da Brennnesseln, ähnlich wie gewöhnlicher Spinat, bei der Verarbeitung stark an Volumen verlieren, habe ich für zwei Personen, einen Stoffbeutel zu dreiviertel locker befüllt. Das hat für die halbe Pizza locker gereicht. Wenn ihr eine Spinatsoße für Pasta machen wollt, nehmt ruhig etwas mehr.

Ich wasche die Brennnesseln kurz ab und schleudere sie. Dann für ca. 1 Minute blanchieren. Dann sind wirklich alle Brennhaare weg und ihr könnt wieder mit den bloßen Händen weiterarbeiten.

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Ich schwitze dann Zwiebel und Knoblauch in Öl an. Währenddessen schneide ich die blanchierten Brennnesseln etwas klein, damit sie sich nachher besser löffeln lassen und gebe sie zu den Zwiebeln und dem Knoblauch in die Pfanne. Einige Minuten durchziehen lassen und mit Pfeffer, Salz und Muskatnuss abschmecken.

Soweit das Grundrezept!

Weiter könnt Ihr natürlich Eurer Phantasie in der Küche freien Lauf lassen.

Wir haben die Brennnesseln wie oben beschrieben, als Pizza-Belag verwendet. Aber auch mit etwas Sahne verfeinert als Nudelsoße… sehr lecker.

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Traut Euch und experimentiert mit dem Brennnessel-Spinat. Natürlich geht auch der klassische Rahmspinat mit Kartoffeln und Spiegelei.

Habt Spaß beim experimentieren und lasst es Euch gut schmecken!

Eure Sonja

 

Veganes „Mett“ – deftig und lecker und WIRLKLICH ohne Tier!

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Jetzt in der Vorweihnachtszeit wird ja sowieso oft viel zu viel und oft auch nicht so ganz „gesund“ gegessen. Ich mag immer weniger Fleisch essen, aber im Winter mag ich schon auch mal was „Deftiges“.

Somit bin ich immer auf der Suche nach vegetarischen / veganen Rezepten, die mir auch schmecken. Was ich absolut nicht mag, sind gekaufte Aufstriche, die eine sehr lange Zutatenliste haben. Und auch wenn die Zutatenliste kurz ist, schmecken mir die gekauften Aufstriche oft irgendwie „künstlich“.

Vor einigen Jahren schon, bin ich über eine vegane Freundin auf dieses, wie ich finde, tolle Rezept für veganes „Mett“ aufmerksam geworden. Am Wochenende waren wir zu einem Adventstreffen eingeladen und da ist mir als Mitbringsel, neben selbstgebackenem Brot, wieder das „Mett“ eingefallen.  Und ich kann schon vorwegnehmen. Die Gastgeber und auch die Gäste waren begeistert. UND es gab noch eine Anregung obendrauf, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Die Gastgeberin meinte, ihr würde nur ein bestimmtes „Mundgefühl“ fehlen. Sie nannte es „Mett-Fett-Lippe“.  (DANKE für das Wort!)

Zu Hause hab ich das Rezept gleich nochmal gemacht und mit der Anregung perfektioniert.

Und jetzt spanne ich Euch auch nicht mehr auf die Folter!

Hier das Rezept für „veganes  Mett“, das selbst bekennenden Fleischessern schmeckt!

Ihr benötigt:

-Reiswaffeln, Zwiebeln, Pfeffer, Salz, Tomatensaft, wer es scharf mag kann auch etwas Chilli dazu geben UND ein paar Tropfen neutrales Speiseöl (für die Mett-Fett-Lippe)

Die Reiswaffeln in eine Schüssel kleinbröseln, fein gehackte Zwiebeln dazu und mit Tomatensaft vorsichtig aufgießen und verrühren, bis man die gewünschte Konsistenz hat. Mit Pfeffer und Salz abschmecken und am Schluss ein wenig Speiseöl mit unterrühren.

Man kann das Rezept gut am Vortag vorbereiten, dann ist die Masse gut durchgezogen und die Zwiebeln haben viel Geschmack abgegeben. Aber es schmeckt auch schon zum sofortigen Verzehr.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Eure Sonja

 

 

 

 

Muckefuck, die Frühaufsteher und das Sehnsuchtsblau der Romantik und was das Eine mit dem Anderen zu tun hat.

Ich probiere ja immer gerne neue Dinge aus. Löwenzahnwurzelkaffee kannte ich schon.

Aber Wegwarte? Auch deren Wurzeln kann man geröstet als Kaffee trinken.  In Zeiten, da es keinen „richtigen“ Kaffee gab, hat man sich anders beholfen. So lautet eine Theorie, woher der Name „Muckefuck“ kommt so, dass im Rheinland zur Zeiten der Napoleonischen Besatzung – also Ende des 19. Jahrhunderts – es keinen arabischen Kaffee gab. Somit wurde „Mocca faux“, also „falscher Kaffee“ aus verschiedenen Rohstoffen hergestellt. Das geht aus Löwenzahnwurzeln, Wegwartenwurzeln, aber auch aus Eicheln. Und der Rheinländer an und für sich, hat in dieser Zeit einige französische Begriffe aufgegriffen und lautmalerisch in seinen eigenen Sprachgebrauch übernommen. Somit war der Muckefuck erfunden. Das ist zumindest eine Erzählweise der Geschichte. Aber eigentlich wollte ich ja von meiner Erfahrung mit der Wegwarte als Kaffee bzw. Muckefuck erzählen. Ach, ab und an geht mit mir einfach auch die rheinische Geschwätzigkeit durch.

Also, an der Stelle an der die Wegwarte auf meinem Arbeitsweg am wunderbarsten wächst, läuft rechts und links daneben die Prenzlauer Allee (für alle Nicht-Berliner: Eine vierspurige Straße, an der ich keine Pflanzen oder Wurzeln ernten mag).

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Diese wunderschönen Wegwartenblüten erlebe ich jedes Jahr entlang der oben schon erwähnten Prenzlauer Allee in Berlin. ABER nur morgens! Mir geht immer das Herz auf, bei dieser Blütenpracht. Eine Freundin hat dieses blau mal als „DAS Sehnsuchtsblau der Romantik“ bezeichnet. Ich kann ihr da nur zustimmen. Aber die Wegwarte ist eine Frühaufsteherin und man findet die Blüten in der Üppigkeit nur am Morgen. Ab Mittag werfen die Pflanzen schon die Blüten ab und bereiten sich auf den nächsten Tag vor. Also wer am Morgen die Augen noch nicht auf hat, um diese Schönheiten zu entdecken, dem bleiben sie vermutlich verborgen.

Aber ich schweife schon wieder ab! Selbstversuch! Muckefuck!

Also selber sammeln fällt an besagter Straße flach. Andere Stellen kenne ich in Berlin (noch) nicht, an denen ich die Menge an Wegwarten finden könnte, um guten Gewissens Wurzeln auszugraben. Aber man kann ja getrocknete Wurzeln sehr gut in der Apotheke, in ausgesuchten Kräuterläden oder online kaufen.

Gesagt, getan und der Selbstversuch läuft.


204486F8-F472-4679-9F22-1099B7406517Eigentlich ist es ja auch ganz einfach:

Die Wurzelstücke in der Pfanne vorsichtig – bis zum gewünschten Bräunungsgrad anrösten. (Achtung: Der Moment zwischen „schön angeröstet“ und „MIST … verbrannt“ ist wirklich sehr kurz. Daher immer wachsam an der Pfanne bleiben und nicht mit anderen Dingen beschäftigen, während man röstet.)  Dann die abgekühlten Wurzeln in einer Kaffeemühle mahlen und wie Filterkaffee aufbrühen.

 

Mein Fazit dazu:

Sehr lecker mit ein paar Tropfen Haferdrink und einem Klecks Honig. Ich muss aber dazu sagen, gewöhnlichen Kaffee mag ich auch nicht schwarz.

Für den täglichen Morgenkaffee wäre mir die Prozedur vermutlich zu aufwendig. Aber ich fand es spannend, wieder eine „Selbermachen-Technik“ gelernt zu haben und auf jeden Fall ist es ein Geschmackserlebnis.

Probiert‘s doch einfach mal aus und berichtet gerne davon.

Einen schönen Sonntag und eine besinnliche Adventszeit wünscht Euch

Eure Sonja

 

 

Hiddensee – (M)ein Sehnsuchtsort

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Im September, wenn die Gänse auf Hiddensee Station machen, wenn die Hagebutten, die Vogelbeeren und der Weißdorn rot,  die Schlehen blau leuchten und der frühe Herbst das Eiland mit Farbtupfen nur so überschüttet, dann bin ich wirklich gerne auf der Insel. Eigentlich bin ich  immer gerne auf der Insel. Jede Jahreszeit hat ihre besonderen Reize. Aber der Herbst auf Hiddensee ist auf eine eigene Weise bunt. Ich bin im Herbst geboren und vermutlich habe ich darum eine tiefe Beziehung zu dieser Jahreszeit. Der Herbst ist geprägt von Fülle, aber auch von einer gewissen Wehmut, von Abschied. Die Tage werden merklich kürzer. Die Natur hat den ganzen Sommer an den Früchten gearbeitet und nun schüttet sie ihr Füllhorn aus, schenkt alles her. Es ist die Zeit für Mensch und Tier, Vorräte anzulegen. Doch wenn die Tage noch warm sind, will man  nicht wahrhaben, dass bald die karge Zeit kommt. Noch können wir die Farben genießen und tun es auch. Es ist ein besonderes Licht in dieser Zeit und auf Hiddensee ist es noch einmal spezieller. Die Malweiber haben nicht umsonst diesen Ort als Wirkungsstätte gewählt. Ich weiß, Sonnenuntergänge sind immer irgendwie schön bis kitschig. Je nachdem wie man auf sowas steht. Aber gerade um diese Jahreszeit ist das Farbenspiel des Sonnenuntergangs unbeschreiblich. Ein brennendes Rot, ein warmes Violett, ein schmeichelndes Rotorange, das dann vielleicht noch durch bizarre Wolkenformationen gebrochen, auf eine spiegelglatte Ostsee fällt. Dem kann man sich nicht entziehen. Und warum sollte man das hier auch wollen? Wer einmal hier war, der kommt entweder immer oder nie wieder, sagt man. 

Mein Mann gehört eigentlich zu letzteren, aber er kommt mit. Mir zuliebe. Er kann mit der Insel nicht soo viel anfangen. Reizarmut, meint er, und die leicht verzückten Mienen der über die Heide schwebenden, leicht in die Jahre gekommenen Frauen bereiten ihm einen leichten Grusel, spottet er. Aber er kommt trotzdem gerne mit, weil er hier die Ruhe findet, mal so richtig auszuschlafen. 

Ich hingegen bin inselverrückt, seit ich zum ersten Mal dat söte Länneken betreten habe. 2008 war das, und wenn ich nicht mindestens einmal im Jahr Inselluft schnuppern kann, bin ich unglücklich. 

Kennengelernt haben wir die Insel durch eine ehemalige Studienkollegin meines Mannes. Marion Magas ist auf Hiddensee aufgewachsen und nach dem Studium wieder zurückgekehrt. Sie lebt dort, schreibt Bücher, hält Vorträge, macht Inselführungen zu den verschiedensten Themen. Z.B. Asta Nielsen, Malweiber, Architektur- und Fotografiegeschichte der Insel…….Also praktisch ein „normales“ Leben einer Hiddenseer Künstlerin. Schaut doch gerne mal auch auf ihrer Seite www.hiddenseekultur.de vorbei. Dort findet Ihr auch ihre Bücher und die Termine ihrer Lesungen. 

Bei einer ihrer Lesungen erklärt sie , warum sie Bücher über Hiddensee zu schreiben begann. Ein Bekannter (und das war nicht mein Mann 😉) hat mal über Hiddensee gesagt, es wäre nur „ein emotional überfrachtetes Stück Schwemmland“.  Das konnte sie einfach nicht so stehen lassen. 

Ich möchte Euch hier einladen, die schöne Seite Hiddensees kennenzulernen. Die Seite, die über so viele Jahrzehnte den Charme dieser Insel ausmacht. Entschleunigung ist ein Wort, das man sicher noch nicht so lange auf Hiddensee kennt, aber schon immer irgendwie lebt. Die Uhren gehen anders auf diesem Eiland. Der Sommer ist geschäftig und für die Einheimischen anstrengend. In der Saison muss das Geld verdient werden. Meist in mehreren Jobs. Im Winter werden „Netze geflickt“. Da kommt die Insel zur Ruhe. Da ist die Touristendichte gering. Da muss man zusehen, dass man als von der Großstadt verwöhnter Mensch, noch rechtzeitig zum Einkaufsladen kommt. Auch die Gastronomie ist dann beschränkt. Aber als Hiddensee-Urlauber weiß man das und richtet sich ein. 

Ich komme ja nun schon lange auf die Insel und inzwischen darf ich hier auch eigene Kräuterführungen durchführen. Immer wenn ich auf Hiddensee bin, entdecke ich neue Schätze in der Natur. Die Vegetation hier ist anders und besonders. Man findet Pflanzen am Strand und auf der ganzen Insel, die typisch für den Norden, die Küsten oder vielleicht sogar besonders für Hiddensee sind. Und ich bin immer verwundert, wie sowas geht. Wie die Pflanzen sich in dieser manchmal trockenen, unwirtlichen Gegend mit genug Süßwasser und Nährstoffen versorgen. Aber die Pflanzen sind an diese Bedingungen angepasst, können auch mit dem Salzgehalt leben. Die Natur passt sich den Umgebungsbedingungen an. Das fasziniert mich immer wieder. 

Nur einer scheint sich gerade nicht selber helfen zu können. Der Sanddorn. Wenn man über die Insel streift, begegnet man überall den sterbenden oder schon gestorbenen Sanddornbüschen. Es ist zum Weinen. „Still stirbt der Sanddorn, am Strand von Hiddensee“, summt es traurig in mir in Anlehnung an einen berühmten Schlager. Und das Erschreckende ist, dass man nicht mal genau weiß, woran es liegt. Und ohne Erkenntnis über die Ursache ist es natürlich auch schwer, Rettung zu finden. Ob Plantage oder die „Wilden“, der gesamte Sanddornbestand im Norden ist betroffen. 

Drücken wir die Daumen, dass die Ursache bald gefunden wird und irgendwann das leuchtende Orange des Sanddorns in den Norden zurückkehrt.

Begleitet mich doch noch kurz auf einem kleinen Streifzug über die Insel Hiddensee!

Eure Sonja

 

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